Törn- und Revierberichte
an dieser Stelle ist der Austausch unter Fahrtenseglern vorgesehen und willkommen. Zum Einen können Berichte von Törns in verschiedenen Revieren, insbesondere von Vereinsmitgliedern als Geschichte erzählt werden, zum Anderen ist hier der Ort um Tipps, Hinweise und Erfahrungen zu speziellen Revieren, Schiffen oder Vercharteren und Marinas zu finden. Die Grenzen sind natürlich fließend.
- Törnbericht: Segeln rund um die Amalfiküste und Capri im September
- Bootskauf: Plötzlich stand die Dehler vor der Tür
- Unser Stammtisch „Fahrtensegeln“ im DSCL
Bootskauf: Plötzlich stand die Dehler vor der Tür
von Armin Röder
Schon über zwei Jahre haben wir Ausschau nach einer Jacht gehalten. Sie sollte nicht länger als 34ft sein, gute Segeleigenschaften haben und in einem bezahlbaren Rahmen liegen. Unser Augenmerk lag zunächst auf der Beneteau First 30 oder Winner 9.0. Doch diese Modelle sind sehr selten auf dem Markt, so dass wir uns etwas breiter ausrichteten.
Der Kauf
Im Herbst 2023 besuchten uns Frank Sennhenn mit seiner Frau Rosi in Lelystad. Dort hatten wir einen Termin zur Besichtigung einer Contest Yacht mit einem Bootsmakler vereinbart und Frank wollte mich beraten. Als wir dort eintrafen offenbarte der Makler uns, dass die Contest gerade reserviert wurde, der Interessent jedoch eine Dehler 34 in Zahlung gegeben hatte. Hurra, eine Dehler 34, das ist doch die, die in einem simulierten Crash-Test (Link Crashtest) so famos abgeschnitten hat und ich Sabine somit auch mal ans Steuer lassen kann ;-).
Wir besichtigten das Boot und stellten schnell eine Erfüllung aller unserer Erwartungen fest. Der optische Zustand war fast einwandfrei, obwohl die Yacht schon über 30 Jahre gesegelt wurde. Die Ausstattung begeisterte uns sofort, so hat der Eigner erst vor einem Jahr die gesamten Navigationseinrichtungen auf die neueste Generation von Raymarine erneuert.
Auch die Segel sind erst eine Saison gesegelt worden und das Groß ist durchgelattet.
Des weiteren sind eine Solaranlage, AIS, GPS-Navigator, Autopilot, Navtex und ein Funkgerät installiert. Angetrieben wird das Boot, sofern ohne Segel, von einem 27 PS Yanmar Motor. Natürlich gibt es auch eine Nasszelle mit Toilette, eine Küchenzeile mit Spüle, Herd und Kühlschrank.
Frank hat bei der Besichtigung wirklich alles am Boot inspiziert was so möglich ist. Und tatsächlich gibt es richtig viele Ecken, wo es sich lohnt reinzuschauen – dazu gleich aber mehr. Frank hat jedenfalls nach der akribischen Suche seine Empfehlung zum Kauf des Bootes ausgesprochen und wir unterzeichneten den Kaufvertrag.
Der Gutachter
Der Makler hat uns empfohlen, einen unabhängigen Gutachter zu bestellen, damit hier beim Kauf für beide Seiten keine „bad feelings“ entstehen.
Diesen Rat haben wir befolgt und einen Gutachter beauftragt, der uns zwar über 1000.- Euro kostete, aber letztendlich seinen Preis wert war.
Etwa 3 Wochen später war der Termin mit dem Gutachter. Ich traf auf einen sehr sympathischen Vollprofi, der 6 Stunden lang das Boot auf Herz und Nieren inspizierte. Er hat wirklich das gesamte Boot zerlegt und in Winkel des Bootes geschaut, wo ich mich wegen der Enge nur im Notfall hingetraut hätte (Ruderquadrant). Wir gingen raus aufs IJsselmeer, machten Wärmebildaufnahmen vom Motor, kranten das Boot, um die Stabilität des Kiels zu testen und inspizierten sogar den Tank von innen. Es waren fantastische Lehrstunden.
Am Ende resultierte ein 11-seitiges Gutachten, bei dem alle Komponenten des Schiffes dargestellt wurden und deren Zustand bewertet wurde. Dies hatte den großen Vorteil, da vertraglich vereinbart war (das ist in den Niederlanden übrigens so üblich), dass die vom Prüfer erkannten Mängel vom Verkäufer beseitigt werden müssen oder vom Vertrag zurück getreten werden kann. Somit bekamen wir eine neue große Versorgerbatterie, eine Dichtigkeitsreparatur des Stegs der Antriebswelle (dazu gleich mehr) und einen Teilbetrag zur Sanierung der Beschichtung des Bootsrumpfes. Damit waren die Kosten für den Prüfer mehr als kompensiert.
Der Steg der Antriebswelle
Das Boot stand über dem Winter im Lager und die Werft wollte ca. eine Woche vor der Wasserung, den Steg, der die Antriebswelle mit dem Boot verbindet, abdichten. Dabei stellte sichheraus, dass der Steg innen gebrochen war und nun vollständig ersetzt werden musste. Plötzlich hatte unsere neu erworbene Dehler ein Loch von etwa 20 cm Durchmesser im Rumpf.
Wir waren geschockt. Das Einlaminieren des neuen Stegs war dann sehr aufwendig und hat ca. 40 Arbeitsstunden plus Material gefordert. Unser Glück: Der Mangel war dokumentiert und wurde vom Verkäufer übernommen. Puh.
Das Anschlagen der Segel
Im Juni 2024 war es dann endlich soweit: Die Werft hat unsere Dehler gewassert, dabei wurden natürlich die Seeventile, alle weiteren Borddruchlässe und der Motor überprüft.
Das Boot war bereit, nur die Segel mussten noch aufgezogen werden.
Nun, das war dann doch etwas komplizierter als bei einer Jolle.
Zunächst habe ich die Fock aus der Kajüte nach oben gewuchtet – die Segel sind tatsächlich deutlich schwerer als gedacht. Das Anschlagen der Fock war aber letztendlich einfach und ging auch gut von der Hand.
Beim Großsegel war das schon deutlich schwieriger, zumal hier ein Lazybag / -jack- System verbaut ist. Mein Treiben verlief nicht unentdeckt. Auf einmal stand ein Mann, der sich als Wolfgang vorstellte, neben mir und sagte, er habe auch eine Dehler und ob er mir helfen könne. Ihn hat der Himmel geschickt. Er segelt tatsächlich schon seit vielen Jahren auf einer ähnlichen Dehler und mit seiner Hilfe war das Boot in ca. 30 Minuten segelfertig.
Die erste Fahrt
Nun musste unsere Dehler mit dem neuen Namen Lelybee nur noch zu uns in den Hafen gesegelt werden. Eigentlich war geplant dies zusammen mit Sabine zu machen, doch Wolfgang bot sich an mich zu begleiten. Wir lösten die Leinen und ich steuerte die Dehler aus der Marina. Auf dem IJsselmeer setzen wir die Segel und das Boot nahm schnell Fahrt auf. Wir hatten gutes Segelwetter, etwa 3Bft Wind aus Nordwest und die Logge zeigte schnell 7Kt Fahrt an. Wir waren sehr happy!
Auch unser erstes Anlegemanöver in die Box glückte, obwohl ich ehrlicherweise zugebe, mir lief der Schweiß in Strömen 😉
Törnbericht: Segeln rund um die Amalfiküste und Capri im September
Anreise
Unsere Reise startete mit einem Flug von Frankfurt nach Neapel. Die Weiterfahrt erfolgte mit dem AirCampania-Bus um 13:30 Uhr, der einzigen Verbindung dieses Anbieters des Tages. Alternativ gibt es auch Verbindungen über Trenitalia. Bequem kann man am Flughafen im Schatten auf dem Parkplatz P warten, wo der Bus abfährt. Für 7 Euro pro Person, welche man beim Busfahrer zahlen kann, bringt er einen direkt nach Salerno. Wir stiegen an der Piazza della Concordia an der Küstenstraße aus und nahmen von dort den Bus 5 (oder 24) zur Marina Fermata „Allende Stadio Arechi“ (für 1,30 Euro pro Person).
Rückreise
Für die Rückreise nahmen wir ein Taxi zur Salerno Statione (30 Euro). Von dort fuhren wir mit dem Zug nach Napoli Centrale (Ticket über Trenitalia für 5,50 Euro pro Person). Am Hauptbahnhof in Neapel nahmen wir den Alibus Airportshuttle, der uns direkt zum Flughafen brachte (5 Euro pro Person). Die Wege waren kurz, und die gesamte Strecke verlief reibungslos. Eine Alternative ist ein Transfer vom Hafen zum Flughafen für 150 Euro.
Charter und Marina
Unser Boot, die „Delfino“, eine Beneteau Oceanis 34.1 (Baujahr 2023), haben wir über den Vercharterer NSS gemietet. Das Boot war in einem sehr guten Zustand, und der Vercharterer hat uns hervorragend betreut – stets erreichbar und hilfsbereit. Von anderen Crews hörten wir jedoch, dass es bei anderen Vercharterern auch anders laufen kann.
Die Marina D’Arechi im Süden von Salerno ist groß und gut ausgestattet, jedoch ohne eigenen Supermarkt. Es gibt aber für 3 Euro pro Einkauf einen Shuttle zum nahegelegenen Evviva-Supermarkt, der eine große Auswahl bietet und die Einkäufe direkt zum Boot liefert.
Es scheint, dass es in der Gegend üblich ist, den Blackwatertank immer offen zu lassen – auch im Hafen. Wir haben gehört, dass der Vercharterer sogar das Bußgeld bezahlt, wenn man erwischt wird. Auf keinen Fall sollte man also im Hafen oder Bojenfeld schwimmen gehen! In einem Fall kam es bei einem Crewmitglied einer anderen Yacht in dieser Woche zu einer Infektion einer Verletzung und Erbrechen durch einen Sturz ins Hafenbecken.
Törn und Wetter
Die Küste entlang der Amalfiküste und Capri ist von extrem vielen Motorbooten jeglicher Art und Größe belebt, die starke Wellen verursachen und das Ankern unangenehm machen.
Beim Schnorcheln gibt es nicht viel zu sehen.
Die Häfen sind bis Ende September noch gut gefüllt, und es kann schwierig sein, einen Platz zu bekommen.
Das Wetter schlug unerwartet schnell um, viel schneller als vorhergesagt. Unser Rat: Lieber zu früh die Segel einholen, immer den Himmel im Blick behalten und die Vorhersage der nächsten Stunde prüfen.
Telefonempfang und mobile Daten waren überall gut.
Öffentliche Toiletten kosten fast immer einen Euro, häufig gibt es kein Toilettenpapier und einige waren sehr dreckig. Nicht jeder Hafen hat Sanitäranlagen. Also immer Kleingeld und Tempos mitnehmen.
Häfen und Stopps
1. Amalfi: Wunderschön, aber der Hafen ist privat und hat nur wenige Plätze. Dank der Beziehungen unseres Vercharterers konnten wir für 150 Euro pro Nacht (ohne Sanitäranlagen) einen Platz bekommen. Es lohnt sich, die Küste nicht allzu weit entfernt zu passieren, um die Schönheit der Landschaft zu genießen.
2. Capri: Wir ankerten über Mittag hinter den Faraglioni-Felsen. Trotz des Andrangs war es ein beeindruckender Anblick. Ab 16 Uhr konnten wir an die Boje im Norden der Insel, doch die Wellen der Motorboote waren hier sehr unangenehm. Ab Sonnenuntergang reduziert sich die Zahl der Motorboote und die von ihnen verursachten Wellen nehmen ab.
Vom Boot aus sind wir mit dem Dinghy in den Haupthafen rechts neben dem großen Fähranleger am Strand angelandet. Ein Taxiboot kostet hier 50 Euro. Es ist jedoch nicht gerne gesehen, dass man selbst fährt.
In Capri ist alles teuer, alle gängigen Modelabels sind vertreten. Hierher sollte man besser keine Kreditkarte mitnehmen 😊. Zwei Stück Pizza und zwei Dosen Cola kosteten 22 Euro! Ein Ausflug nach oben über die Funicolare lohnt sich trotz der hohen Preise. Läuft man bis nach Tragara hat man eine wunderbare Sicht auf die Faraglioni Felsen. Das Ticket für die Funicolare bekommt man für etwa 5 Euro pro Person an der Biglietteria in der Nähe der Talstation.
3. Cassano di Sorrento: Ein wunderbarer kleiner Hafen, sehr zu empfehlen! Der Capitanero war äußerst hilfsbereit und versorgte uns mit vielen Informationen und Karten. Die Nacht im Hafen kostete 130 Euro.
Ein Aufzug bringt einen für nur 1 Euro pro Person mühelos in die, auf der Steilküste gelegene, Stadt Piano. Der Weg zum Bahnhof dauert ca. 15 min. Von dort ist man schnell die 4 Kilometer nach Sorrento gefahren. Sorrento hat eine wunderbare Altstadt, ist sehr voll , überall fahren kleine Autos und Vespas – sehr italienisch. Auch hier gibt es einen Aufzug zum Strandbad.
4. Pompeii: Ein Besuch der antiken Stadt Pompeii ist ein Muss! Wir nahmen den Zug von Piano di Sorrento (Fahrzeit ca. 40 Minuten) und waren um 9 Uhr dort, um den Massen und der Hitze zu entgehen. Eine Führung ist sehr zu empfehlen, da die Ausgrabungen ohne Erläuterungen nur schwer verständlich sind. Das Ticket inklusive Zug, Eintritt für den ganzen Tag und zweistündiger Führung kostet knappe 50 Euro pro Person. Es gibt in Pompeii mehrere Trinkwasserbrunnen, an welchen man seine Flasche auffüllen kann. Wir haben zum Mittagessen belegte Brote mitgenommen. Man bekommt dort auch was zu Essen, es sah jedoch nicht so einladend aus.
5. Positano: Positano hat keinen Hafen, sondern nur Bojen, die mit 120 Euro pro Nacht sehr teuer sind. Der Ort ist wunderschön, aber überfüllt. Es gibt sehr viele Galerien und Modegeschäfte. Ein Stück Kuchen kostet 8 Euro, eine Pizza 20 Euro, ein Aperol Spritz 18 Euro. Bei Südwind hier über Nacht zu bleiben können wir nicht empfehlen, da es extrem unruhig wird.
Restaurants
Salerno Hafen: Eine gute Pizzeria, zwei Pizzen, eine Flasche Bier und eine Flasche Wasser für 20 Euro.
Moonlight in San Agnello di Sorrento: Ein ausgezeichnetes Essen mit Steak mit Pfeffersoße, Gnocchi, Salat und einem Glas Wein und einer Flasche Wasser für 70 Euro.
Pizzeria Vincenco Capuano in Cassano di Sorrento: Hervorragendes Essen für 50 Euro inklusive Vorspeise, zwei Pizzen, einer Flasche Wasser, ein Bier und zwei Limoncelli. Die Pizzeria gehört dem Weltmeister im Pizzabacken Vinenzo Capuare, der für seine fluffige Pizza berühmt ist.
Fazit
Die Amalfiküste und Capri sind ein traumhaftes Segelrevier. Besonders die kurzen Schläge zwischen den vielen sehenswerten und sehr unterschiedlichen Orten machen den Törn abwechslungsreich. Wer möchte kann auch ohne Weiteres bis Ischia hinauf fahren.
Das Wetter war in der ersten Septemberwoche noch sehr warm und teilweise gewittrig.
Die vielen Motorboote oft störend, und die Wellen durch den starken Verkehr hoch.
Das Land und die Kultur haben uns großen Spaß gemacht. Die Capitaneros waren alle super freundlich und hilfsbereit. Echter Italienischer Espresso ist unschlagbar gut und das Essen ein Traum! Am besten sollte man in den Wochen vorher reichlich fasten 😊
Wir wünschen viel Spaß beim Nachmachen!
Familie Bailey
Unser Stammtisch „Fahrtensegeln“ im DSCL
Er basiert auf der Idee, dass sich Fahrtensegler im Verein eher zufällig kennen lernen, während sich allgemeine seglerische Kontakte automatisch durch die vielfältigen Vereinsaktivitäten ergeben. Diese Lücke soll der Stammtisch schließen. Wesentliches Ziel ist die Förderung des Fahrtensegelns und der seglerischen Kameradschaft durch Austausch von Erfahrungen und Informationen ebenso wie durch gemeinsame Unternehmungen verschiedenster Art. Dabei sollte besonders auch Einsteigern und Unerfahrenen Unterstützung geboten und gezielte Weiterbildung betrieben werden. Die erforderliche Kompetenz ist vorhanden.
Der Stammtisch „Fahrtensegeln“ richtet sich im übrigen an alle Segler, auch jene ohne besondere Fahrtensegelambitionen. Die einbezogene Spannweite reicht deshalb von Wanderungen mit der Jolle auf Binnengewässern, bis hin zu weltweiten Hochseetörns mit entsprechend ausgerüsteten Yachten oder Traditionsseglern.
Der Schwerpunkt aber liegt klar auf Törns mit Familie, Freunden und Bekannten in gut erreichbaren Revieren. Dass dabei ein besonderer Reiz in einer abgewogenen Mischung aus Segeln und der Entdeckung reizvoller Inseln und Küstenstriche mit ihren Häfen, Dörfern und Städtchen besteht, zeigt die Praxis. Jeder, der Interesse – vielleicht auch nur einmal am Mitsegeln – hat, ist herzlich willkommen. Das gilt natürlich auch besonders für Damen und die Jugend. Ob jemand gelegentlich oder mehr regelmäßig teilnehmen oder vielleicht auch nur einmal vorbeischauen möchte, ist dabei völlig nachrangig. Selbstverständlich lebt eine derartiges Unternehmen mit dem Arbeitstitel „Stammtisch“ weitgehend von dem, was durch die Teilnehmer eingebracht wird.
Dabei kommt es darauf an, den Stammtisch zu gestalten, weiter zu entwickeln und den jeweiligen Wünschen und Bedürfnissen anzupassen. Anregungen und Vorschläge sind deshalb stets willkommen. Die jeweiligen Orte, Termine und ggf. geplante Veranstaltungen bzw. Aktivitäten des Stammtisches sind aus Aushängen im Clubhaus zu erfahren.